Geburtstagsfeier

Ich bin auf einer Geburtstagsfeier. Ein kleiner Kreis von Menschen, von denen ich die eine Hälfte lange kenne, aber nicht häufig sehe. Die eine Hälfte weiß, dass ich lange arbeitslos bin, die andere Hälfte nicht.

Die Gespräche drehen sich um den G20-Gipfel, das Älterwerden, Urlaub mit dem Wohnmobil, die Ehe für alle, die Schwierigkeit, eine gute Haushaltshilfe zu finden und dass die meisten nur schwarz arbeiten wollen oder keine Lust zum Arbeiten haben.

Soll ich es sagen, dass die meisten Hartz-IV-Empfänger Alleinerziehende sind, dass die weitaus meisten Arbeitslosen liebend gerne wieder eine Arbeit hätten, dass viele nicht von ihrer Arbeit leben können und dass auch ich Hartz-IV bekomme?

Ich sage nichts. Ich möchte nicht schon wieder anecken oder in peinlich berührte Gesichter sehen. Nicht jetzt, wo mich gerade so viele Dinge belasten.

Ich bin froh, über jedes allgemeine Thema und dass keiner fragt, was ich so mache.
Einmal kommt die Frage: „Wohnst Du noch in Deiner WG?
Ja, alles unverändert…“, sage ich nur und lasse das Thema im Sande verlaufen. Bloß jetzt nichts erzählen über meine unerträgliche Wohnsituation, die Kündigung, dann würden mir die Tränen kommen.

Ich freue mich darüber, in der Runde zu sitzen, über einen kleinen Anschein von Normalität, der darin aufblitzt. Ich sitze zwischen bekannten, liebevollen Menschen, die ich schätze und doch fühle ich mich dabei allein…

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