Ich weiß jetzt, was Sie haben…

sagte meine Therapeutin. „Sie haben eine narzisstische Persönlichkeitsstörung. Darauf bin ich gekommen, weil Sie letztes Mal gesagt haben, dass Sie in Ihrem Beruf doch so gut seien.“

Ich schaute Sie verwundert an. „Nun, ich bekomme aufgrund meiner Erkrankung laufend Absagen. Mich frustriert, dass meine Qualifikation anscheinend nichts mehr zählt. In meiner Verzweiflung habe ich halt gesagt, dass ich das nicht verstehe. Ich weiß ja gar nicht so genau, was das ist, aber deshalb habe ich eine narzisstische Persönlichkeitsstörung? Wenn ich im Frust sage, Mensch ich bin doch gut, ist das ein Zeichen für eine Persönlichkeitsstörung?“

„Ja“, sagt sie, „Sie haben sich diese seltene Krankheit ausgesucht, um sich von anderen abzuheben, um sich als etwas Besonderes in den Mittelpunkt zu stellen.“

„Wie bitte? Ich habe mir die Krankheit doch nicht ausgesucht, im Mittelpunkt stehen muss ich auch nicht.“ Das hörte sich für mich nicht richtig an, aber ich konnte das alles in dem Moment nicht einordnen.

Ich habe in den folgenden Tagen recherchiert und folgendes gefunden:

„Bei Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung fällt v.a. ihr Bedürfnis nach Bewunderung, ihre Ideen eigener Größe und ihr Mangel an Empathie auf. Die Betroffenen fühlen sich sehr wichtig, was sich daran zeigen kann, dass sie ihre eigenen Leistungen und Talente übertreiben oder dass sie erwarten, ohne die angemessenen Leistungen gezeigt zu haben, als überlegen betrachtet zu werden. Sie phantasieren häufig über großen Erfolg, Macht und Schönheit, glauben an ihre Einzigartigkeit und Besonderheit, weswegen sie sich nur durch wenige besondere Personen oder Institutionen verstanden oder erkannt fühlen und arrogant gegenüber anderen auftreten. So verlangen sie Bewunderung und bevorzugte Behandlung. Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung nutzen andere Menschen oft aus, um ihre eigenen Ziele zu erreichen. Sie können sich auch nur schwer in andere hineinversetzen oder wollen dies nicht.“

Ich konnte kaum glauben, was ich da las. Selbst wenn ich normale kleine Macken habe, das bin ich bestimmt nicht. Und was soll das bitte mit einer umweltmedizinisch nachgewiesenen immunologischen Unverträglichkeit auf Tonerstaub zu tun haben?

Ich habe dann unabhängig voneinander zwei verschiedene Freunde gefragt, die psychotherapeutische Ausbildungen haben, mich seit Jahren kennen und mir auch unangenehme Dinge sagen würden. Beide haben unabhängig voneinander gelacht und gesagt: „Also wenn Du irgendetwas nicht hast, dann eine narzisstische Persönlichkeitsstörung.“

Bei meinem nächsten Termin mit der Therapeutin sagte ich ihr, dass ich ihre Diagnose nicht teile. Sie schnappte sofort ein und sagte: „Die fehlende Einsicht in die Erkrankung ist typisch für Narzissten.“

Ja, aber mit dieser Begründung können Sie mir ja jede psychische Erkrankung unterstellen!

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