Habe ich wirklich alles versucht?

Das frage ich mich immer wieder. Gerade jetzt, die Reha-Maßnahme ist vorbei, was die Rentenversicherung aus den Ergebnissen machen wird, ist noch unklar. Mein Arbeitslosengeld läuft aus, ich muss Hartz IV beantragen und sitze damit nun zwischen drei Sozialverwaltungen. Die Rentenversicherung wäre eigentlich zuständig, macht aber seit 5 Jahren nichts oder nur Reha-Maßnahmen, an dessen Ende bislang keine sinnvolle Unterstützung stand. Die Arbeitsagentur hatte mir Unterstützung gewährt und diese kurze Zeit später wieder eingestellt. Damit hat sie eigentlich die Verantwortung für meine Unterstützung übernommen, müsste dies forführen, will davon aber seit fast einem Jahr nichts mehr wissen. Und nun muss ich zum Job-Center gehen, was überflüssig wäre, wenn die Rentenversicherung zügig entscheiden würde.

Es ist furchtbar zwischen all diesen Akteuren zu sitzen, von denen nach wie vor keiner wirklich Verantwortung für eine sinnvolle Unterstützung übernimmt.
Das ist dann so ein Zeitpunkt, an dem ich mich umso dringender Frage: „Habe ich wirklich alles versucht? Kann ich nicht ohne Unterstützung wieder eine Arbeit finden und mir ein neues Leben aufbauen?“

Ich habe mich in den letzten 5 Jahren auf alle Stellen beworben, die ich gefunden hatte und die zumindest halbwegs auf mein berufliches Profil passten. Mehrere Stellen, auf die ich mich beworben hatte, sind schon zum zweiten oder dritten Mal neu ausgeschrieben worden, weil man keinen passenden Mitarbeiter gefunden hatte.
Aktuell hat ein Arbeitgeber, der bereit war mich einzustellen, wenn er einen Zuschuss bekäme angefragt, ob ich noch Interesse hätte. Ich konnte nur wieder sagen, dass ich nach wie vor keine Zusage für einen solchen Zuschuss habe.
Im Frühsommer letzten Jahres hatte ich mich unter anderem auf eine interne Stellenausschreibung eines öffentlichen Arbeitsgebers beworben. Diese Möglichkeit habe ich aufgrund meiner Gleichstellung mit einem schwerbehinderten Menschen. Die öffentliche Ausschreibung wurde dann im Herbst letzten Jahres aufgrund zu geringer Bewerberzahlen zurückgezogen. Ich wurde gebeten, mich auf eine gleichlautende öffentliche Stellenausschreibung zu bewerben. Diese wurde nun Anfang dieses Jahres erneut zurückgezogen. Man hat gleichzeitig eine gleichlautende Position mit einem leicht geänderten Anforderungsprofil ausgeschrieben, auf das mein berufliches Profil sogar noch besser passt, das neue Profil wirkt sogar wie zugeschnitten. Man hat mich aufgefordert, mich nochmals zu bewerben. Doch warum hat man mich nicht vorher einfach einmal eingeladen, um mich kennenzulernen?
Ich verstehe das alles nicht mehr.

Ich habe auch neue Richtungen ausprobiert oder versucht in Aufgabengebiete reinzukommen, in denen ich vor 15 oder 20 Jahren einmal gearbeitet hatte. Ich stellte fest, dass die Arbeitgeber mich stärker in ein bestimmtes Profil pressten, als ich es selbst machen würde.
Ich habe 2 Jahre freiberuflich gearbeitet. Meine Kundenbasis war zu klein und ein Existenzgründungsberater hat mir davon abgeraten, die Idee weiter zu verfolgen.
Ich habe für andere Projektkonzepte entwickelt in der Hoffnung bzw. sogar mit der Absprache, dass ich eine Stelle bekäme, wenn das Projekt zustande käme.
Ich habe in einer Zusatzausbildung gelernt, wie ich andere in der Berufsfindung coachen kann, habe mir Bücher und Anleitungen zum Selbst-Coaching besorgt, mit denen ich immer wieder versucht habe, neue Perspektiven zu entwickeln. Ich habe andere darin begleitet, doch niemanden, der mich dabei begleitet.

Im Laufe der Jahre bin ich immer mehr ins Abseits geraten.
Und jetzt?
Zumindest jetzt, in diesen Tagen weiß ich nicht mehr weiter. Ich kann es selbst kaum aushalten, dass ich nicht weiter weiß.
Ich brauche jemanden, der dies versteht, der mich berät, der mich darin begleitet, dass ich mir neue Perspektiven erarbeite.
In diesen Tagen ist nichts in Sicht. Ich weiß, dass eine solche Phase vorübergeht. Doch das nimmt mir die Frage nicht: „Habe ich wirklich alles versucht?“.

Ich versuche, mich in Gelassenheit und Zuversicht zu üben, ich versuche darauf zu vertrauen, dass ich eine Lösung finden werde. Das ist manchmal verdammt schwer.

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