„Ich kann Ihnen ja noch nicht einmal…

…einen Praktikumsplatz anbieten.“

Die Arbeitsagentur hatte mich zu einem Arbeitgeber geschickt, der angeblich sehr offen und bereit sei Lösungen zu finden. Aber auch bei ihm war natürlich alles voll mit Laserdruckern und Kopierern und er war alles andere als bereit, über mögliche Lösungen nachzudenken.

Mit „Ich freue mich Sie wiederzusehen…“ begann ein weiteres Vorstellungsgespräch. Dies sagte ein Abteilungsleiter im Ministerium, mit dem ich 2 Jahre zusammengearbeitet hatte.
„Hm, ja, also das wird schwierig. Das Projektbüro ist nur Gast in den Räumen des Verbandes. Wir können nicht gewährleisten, dass… also so ohne Drucker…“
„Es muss ja nicht ohne Drucker sein“, sage ich, „es muss halt nur ein Tintenstrahldrucker sein.“
„Tut uns leid. Wir wünschen Ihnen alles Gute. Wir werden uns bestimmt noch einmal wiedersehen…“
Dies war der im Ministerium für das Thema ‚Inklusion‘ zuständige Abteilungsleiter.

„Wissen Sie, bei mir kommt da gerade folgendes Bild“, sagt der Pastor. Ich sehe Sie, inmitten einer Jugendgruppe. Sie sind draußen an der frischen Luft, es gibt keine Belastung durch Tonerstaub. Es geht Ihnen gut, richtig prima. Nur, ich kann Sie mir beim besten Willen nicht in der Arbeit mit den Jugendgruppen vorstellen…“
„Ich habe 5 Jahre Jugendwohngruppen geleitet, darüber hinaus diverse große Veranstaltungen moderiert, Freizeitangebote organisert. Ich weiß, dass ich Jugendliche erreichen kann…“
„Tut uns leid, das ist wirklich eine tragische Geschichte. Echt blöd, da bekommt man so eine Krankheit und bam, wirbelt sie einem das ganze Leben durcheinander. Ich wünsche Ihnen, dass Sie eine neue Perspektive finden, aber nicht bei uns.“

„Wir haben uns für jemanden anderen entschieden. Aber Deine Erkrankung spielt da wirklich keine Rolle.“
Ich habe auf genau dieser Stelle 2 Jahre gearbeitet, ich habe mein Berufsleben dort begonnen. Ich habe bis heute ein freundschaftliches Verhältnis zu einem der Vorgesetzten, kenne Kolleginnen und Kollegen von früher. „Es wäre toll, wenn Du zurückkommst“, sagten diese.
„Tut uns leid“, sagt die Geschäftsführung.
Ich sage nichts.

„Warum wollen Sie für uns arbeiten?“
„Ich möchte nach den Jahren der Arbeit in Verbänden wieder in die praktische Arbeit zurückkehren, möchte ein Arbeitsfeld gestalten, Verantwortung dafür übernehmen,…“
„Doch bei Ihren Ausbildungen und Erfahrungen sind Sie doch in einem Verband besser aufgehoben. Sie sind prädestiniert, aufs beste qualifiziert für eine Referententätigkeit im Verband.“
„Nun, Sie würden mich unterstützen, wenn Sie dies den Geschäftsführern der Verbände sagen, ich habe mich bei allen beworben…“

Manchmal ist es ein Fehler, nichts zu sagen. Manchmal ist es ein Fehler, offen und ehrlich zu sein. Doch ich kann nicht mehr taktieren. Es gibt Situationen, in denen mir die Worte fehlen. Es gibt Situationen, in denen ich meine Enttäuschung oder Ohnmacht zeige.
Ich kann nur noch authentisch sein.
Ich habe schon so viel versucht, seit nun fünf Jahren werde ich abgelehnt, sobald ich gegenüber einem möglichen Arbeitgeber meine Erkrankung erwähne. Ich muss sie erwähnen, zum einen weil ich dazu verpflichtet bin. Zum anderen würde es mir schaden, wenn ich in einem Büro anfange und mit Tonerstaub in Kontakt komme.
Doch jedes Mal, wenn ich sage, „ich bräuchte einen Tintenstrahldrucker an meinem Arbeitsplatz“ oder „ich kann nicht in der Nähe von Kopiergeräten arbeiten“ fällt eine Tür ins Schloss.
Ich bin hoch qualifiziert, habe beste Zeugnisse, bin engagiert und habe keine Chance.

Seit 5 Jahren!

Einfach nur, weil in allen Büros diese beschissenen Geräte rumstehen und niemand sich vorstellen kann, sie auszutauschen.

„Wie hältst Du das nur aus?“, fragte mich eine Freundin.
„Ich weiß es nicht. Halte ich das aus?“

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