Black-out

„Wir hatten Sie ja im Vorwege gebeten, eine Präsentation zu erarbeiten, mit der Sie Sich selbst vorstellen. Was haben Sie uns mitgebracht?“

„Es tut mir leid, ich muss Sie schon an dieser Stelle enttäuschen. Wie sie in meinem Lebenslauf erkennen, weist dieser aufgrund einer längeren Erkrankung einen riesigen Bruch auf. Ich habe keinen Weg gefunden, wie ich damit in einer Präsentation über mich selbst umgehen kann…“

„OK, wir können dies auch gerne im Gespräch machen, dann stellen Sie Sich doch bitte ohne Präsentation vor.“

„Ja, ich… also von Beruf bin ich… ich… … Es tut mir leid, ich… … ich ziehe meine Bewerbung zurück…“

So etwas habe ich noch nie gehabt. Es war ein Angst-Termin. Für dieses Vorstellungsgespräch bekam ich mit der Einladung die Aufgabe, eine bis zu 20-minütige Präsentation über mich selbst zu erstellen und vorzutragen. Tagelang habe ich mich daran versucht. Je länger ich daran arbeitete, desto klarer und größer wurde der Bruch in meinem Lebenslauf. Es sind nun fünf Jahre, bei denen ich nicht weiss, wie ich sie darstellen soll.
Es ist ohnehin schwer, in jedem Vorstellungsgespräch immer wieder von meiner Erkrankung zu erzählen, wie sich diese auswirkt und welche Rahmenbedingungen ich am Arbeitsplatz brauche. Es ist so schwer jedes Mal zu erleben, wie sich die Haltung mir gegenüber dabei verändert, wie plötzlich statt der Potenziale die Gründe für eine Ablehnung gesucht werden. Und nun das Ganze auch noch in einer Präsentation, visuell aufbereitet, mit Bildern?
Das Visuelle hat den Bruch so groß werden lassen, dass am Ende nur noch der Bruch zu sehen war. Nur er stand noch im Raum, ich selbst habe nur noch diesen Bruch gespürt habe und den Druck, endlich eine neue Arbeit zu finden…

Wie soll ich mich da präsentieren? Ich verlor jeden noch so dünnen Faden im Gespräch, mir versagte die Stimme… Ich konnte nur noch gehen, musste raus aus diesem Raum, weg von diesem Ort…

Ich hatte noch nie Probleme, vor anderen Menschen zu reden. Mir ist so etwas noch nie passiert… ich bin geschockt, niedergeschlagen…

Wie gehe ich mit dieser Erfahrung in das nächste Gespräch…?

2 Gedanken zu “Black-out

  1. Pingback: Blockiert | Unfussable

  2. Wie übel 😦
    Ich schicke Herzen: ❤ ❤ ❤ ❤ ❤ ❤
    Und einen Gedanken: Diese Bewerberei ist ein Job, und wie man schon an dem Text sieht, ist es ein Job, der eine sehr hohe Belastbarkeit und Durchhaltevermögen verlangt, und noch etliche weitere Qualifikationen. Dasselbe gilt für den Ämterkampf, der ja auch, wenn ich mich richtig erinnere, hier im Blog beschrieben ist.

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