Das ist ein Vertrauensbruch!

Ich hatte ein Vorstellungsgespräch in einem Jugendamt. Ich habe meine Erkrankung verschwiegen. Man stellte mich sofort ein.
Vor der Einstellung muss man zu einer Untersuchung beim Gesundheitsamt. Hier habe ich nichts verschwiegen, der Amtsärztin alle meine Befunde vorgelegt. Sie erklärte mich für diensttauglich. Nun, das bin ich ja auch, wenn ich mich von Laserdruckern und Kopierern fernhalte. Hat Sie das auch anhand meiner Unterlagen verstanden?
„Sie haben ja alles vorgelegt“, hat mir die Therapeutin gesagt, von der ich mich in der Zeit habe beraten lassen und wollte damit mein Gewissen beruhigen.

Ich habe mir vorgenommen, meine Erkrankung bei der erst besten Gelegenheit anzusprechen, wenn es passte, wenn Raum dafür war.
2. Mai 2013, mein erster Arbeitstag. Ich wurde erst überall herumgeführt und dann in meinem neuen Büro abgeliefert. Mein Vorgänger sollte mich einarbeiten und präsentierte mir stolz seinen Drucker. Der einzige Farblaserdrucker im ganzen Amt, er hatte Jahre darum gekämpft, ihn zu bekommen. Das Büro war vollkommen verseucht.

Was sollte ich tun? Wie mit ihm und seinem ganzen Stolz umgehen? Was sollte ich ihm sagen? Ich musste mit dem Chef reden, doch der war nicht greifbar, hatte sich auf eine Tagung verabschiedet.
Ich hätte dort nicht bleiben dürfen, hätte was sagen sollen.
Würde mein Vorgänger das verstehen?
Gibt es wieder ungläubiges Staunen?
Ich traute mich nicht, auf ein anderes Büro zu bestehen. Bei wem denn auch?
Und ich wurde schlagartig krank, bekam massive Symptome, Husten, Schwindel, Konzentrationsstörungen, Müdigkeit. Mein Immunsystem spielte völlig verrückt.
Am dritten Tag blieb ich zu Hause.
Am vierten Tag war mein Chef wieder erreichbar und ich bat um ein dringendes Gespräch.

„Sie hätten schon im Vorstellungsgespräch etwas sagen müssen! Das ist Vertrauensbruch! Sie arbeiten hier auf eine Stabsstelle für die Leitung! Wie soll ich Ihnen denn noch vertrauen! Das geht ja gar nicht!“
Am nächsten Tag bekam ich einen Anruf vom Personalleiter.
„Sie hätten da einen Aufhebungsvertrag vorbereitet. Es wäre besser, wenn ich den unterschreibe. Ich sollte den Betriebsrat besser außen vor lassen, das würde nur hohe  Wellen schlagen in der Kreisverwaltung. Es sei so schon schwierig genug, den Gremien die Situation zu erklären.“

Ich war müde und krank von der akuten Tonerstaubbelastung.
„Man wird Ihnen nicht glauben“, hatte mein Arzt gesagt.
Ich konnte und wollte in dem Moment nicht mehr kämpfen und habe unterschrieben. Nach nur einem Monat endete mein Arbeitsvertrag.

Ein Gedanke zu “Das ist ein Vertrauensbruch!

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